Von der Lotto-SMS bis zum personalisierten Kissen: Zelebriertes Scheitern bei der ersten FuckUp Night in Konstanz

26. September 2017 | | 2 Minuten Lesezeit

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Warum scheitern Unternehmen? Die Gründe dafür sind so individuell wie die persönlichen Schicksale, die eng mit dem Scheitern verknüpft sind. Das zeigte auch die erste Konstanzer FuckUp Night. Im Zebra Kino sprachen vier Gründer und Unternehmer mit einer großen Portion Humor über ihre größten Niederlagen und stellten sich anschließend den Fragen des Publikums. Veranstaltet wurde die FuckUp Night von cyberLAGO, dem digitalen Kompetenznetzwerk am Bodensee. „Das Interesse war enorm, die Warteliste sehr lang, weshalb wir schon im Winter die nächste FuckUp Night veranstalten werden“, so Andreas Owen, Vorstandsvorsitzender des cyberLAGO e.V.

Eindrucksvoll schilderte Andreas Bollongino, Gründer der CG Controlling GmbH, wie er eines Tages vor dem Geldautomat stand und kein Geld mehr bekam. „Es war der Nebenjob meiner Frau, der uns letztlich noch etwas zu Knabbern bescherte.“ Sein Konzept als Anbieter einer sogenannten Software as a Service (SaaS) ging nicht auf, entscheidende Fehler wurden schon vom Start weg begangen. „Ein großer Fehler war, dass wir die gut laufende Beratungsfirma nicht vom neuen SaaS-Projekt entkoppelt hatten.“ Zur Insolvenz kam es nicht – auch weil der Mitgründer der CG Controlling GmbH eine große Summe an privatem Geld in die Firma gesteckt hatte. Aus den Fehlern der Vergangenheit hat Andreas Bollongino gelernt, die CG Controlling Group ist inzwischen auf Erfolgskurs.

Anders erging es Robert Ilse: Er hatte mit Lotmax von Anfang an vieles richtig gemacht, entwickelte eine SMS-Lösung für das Lottospiel, als Handys frisch auf dem Markt waren und an Smartphones noch nicht zu denken war. „Wir wollten Lotto vereinfachen und hatten bereits namhafte Partner in Aussicht.“ Mit einem Augenzwinkern berichtet er von dem Stolz, für ein paar Tage das Hauptthema im Management von Axel Springer gewesen zu sein. „Die BILD Zeitung wollte dieses Projekt, und es passte auch perfekt dazu.“ Die fertigen Plakate hatte er dabei, ebenso einen Werbespot von Lotmax, der damals im Fernsehen lief. Robert Ilse scheiterte an einem neuen Glücksspielgesetz, durch das ihm von heute auf morgen verboten wurde, seine Lotto-SMS-Spielscheine weiter anzubieten. „Zurück blieb eine Unmenge an Kartons, die ich entsorgen durfte.“ Heute ist Robert Ilse erfolgreicher Geschäftsführer des Softwarespezialisten Optimal Systems in Konstanz.

Wachstum ist das Ziel vieler Unternehmen, doch zu schnelles Wachstum wurde Thomas Kekeisen zum Verhängnis. Dabei lief zunächst alles optimal bei seinem Startup Socialbit, das Apps für Unternehmen entwickelte. Namhafte Kunden und mehrere Auszeichnungen konnte Socialbit gewinnen. Doch das zu schnelle Wachstum gepaart mit dem Verlust von auf dem Arbeitsmarkt begehrten Entwicklern, die nicht kurzfristig ersetzt werden konnten, führte zu Liquiditätsproblemen und schließlich zur Insolvenz. „Vielleicht waren wir einfach zu viel ‚social‘ und zu wenig ‚bit‘.“ Inzwischen ist Thomas Kekeisen wieder als selbstständiger App-Entwickler tätig.

Als Sebastian Donath gemeinsam mit seiner Frau bei der „Höhle der Löwen“ seine My Pillow Factory präsentierte, war die Jury begeistert – bis es um die Zahlen ging. Der Rat war eindeutig: ein schönes Hobby, das nur scheitern konnte. „Insgeheim wussten wir, dass sie recht hatten. Doch unsere personalisierten Kissen waren ein Herzensprojekt“ – eines, das die beiden finanziell zu ruinieren drohte. Und auch ihre Ehe litt darunter. „Wir setzten alles auf die Karte ‚Ausstrahlung‘, und als wir tatsächlich gesendet und positiv dargestellt wurden, kamen die erhofften Aufträge rein.“ Doch die Dienstleister patzten, insbesondere eine neue Näherei: „Beinahe jedes zweite Kissen war von schlechter Qualität“ – das Ende der My Pillow Factory. Doch auch Sebastian Donath konnte aus seinen Fehlern lernen und ist inzwischen erfolgreich im Online-Streckengeschäft, dem sogenannten Dropshipping.

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