Die digitale Transformation richtig verstehen: warum die zukünftige Arbeitswelt dafür ein neues Denken braucht

10. September 2018 | | 3 Minuten Lesezeit

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„Wenn etwas kompliziert ist, kann man es lösen. Wenn etwas komplex ist, wird es schon schwieriger.“ Damit bezieht sich Björn Gross, Geschäftsführer von CLC-Career Lifecycle Constultancy aus Tägerwilen, vor allem auf die neuen Herausforderungen durch Arbeit 4.0 und Industrie 4.0. Wie man als Einzelner, als Führungskraft oder als Traditionsunternehmen diesen komplexen Anforderungen begegnen kann und welche Rolle das neue Denken dabei spielt, erläutert er uns im Interview.

 

Wie unterscheidet sich CLC von anderen Beratungen?

CLC-Career Lifecycle Consultancy ist eine ganzheitliche Beratung, die das neue Denken ermöglicht. Unser Fokus liegt dabei in den spezifischen Herausforderungen durch Arbeit 4.0 und Industrie 4.0 und dem damit einhergehenden zivilisatorischen Wandel. CLC stellt immer den Menschen in den Mittelpunkt, denn digitale Transformation kann nur dann richtig verstanden werden, wenn man sie als soziale Transformation betrachtet. Deshalb haben wir auch drei spezifische Zielgruppen, auf die unsere Angebote abzielen. Das ist zum einen der einzelne Mensch, also die persönliche Beratung. Dann arbeiten wir mit Organisationen und Arbeitgebern zusammen. Für eine ganzheitliche Transformation muss ein Großteil von Seiten der Führung kommen. Außerdem ist uns die Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen sehr wichtig. Hier stellen wir immer wieder fest, dass diese am veränderungsresistenten sind, obwohl ja gerade junge Menschen und Studenten am meisten von der Transformation betroffen sein werden oder bereits sind. In erster Linie schult CLC soziale und kommunikative Kompetenzen, denn die sind es, die das neue Denken ermöglichen und voraussetzen.

 

Was ist das neue Denken?

Das neue Denken hängt mit der VUKA und VOPA Welt zusammen. Die VUKA Welt ist die Jetzt-Situation, die Situation, die Menschen krank macht und überfordert. Alles muss höher, schneller und weiter gehen. VUKA steht für Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität. Diese Zustände, die in der heutigen Zeit allgegenwärtig sind und den Menschen teilweise überfordern. Gleichzeitig sind das die transformatorischen Herausforderungen, die sich im Zuge der Digitalisierung und der Globalisierung ergeben. Die Antwort auf diese Situation bzw. Welt ist VOPA: Vernetzung, Offenheit, Partizipation und Agilität. Damit können wir der VUKA Welt begegnen. Bei einer Begleitung in das neue Denken geht es dann eben darum, die momentane Situation zunächst einmal zu beherrschen und zu überlegen, wie ich persönlich das Jetzt verändern kann. Gleichzeitig soll dann auf das neue Denken vorbereitet werden. Dabei geht es vor allem auch darum, die Leute zum eigenen Tun zu motivieren. Denn diese Komplexitäten aus der VUKA Welt lassen sich nur durch Intuition und das eigene Tun beherrschen.

 

Wie hängen das neue Denken und Arbeit 4.0 zusammen?

Unter Arbeit 4.0 verstehe ich eben diese Schlagworte der VOPA Welt. Es geht unter anderem um Partizipation, der Mitarbeiter bringt sich und seine Ideen mit ein. Es herrscht eine positive Fehlerkultur, bei der man Fehler machen darf, ohne Angst haben zu müssen. Das hat aber nichts mit Fehlertoleranz zu tun. Es geht vielmehr um Unterstützung und Hilfestellung und das Lösen von Problemen, was in erster Linie von der Führungsebene umgesetzt werden muss. Lernen loszulassen ist beispielsweise auch ein wesentlicher Teil, auch das fängt bei der Führung an. Das Gefühl von Solidarität und Gemeinschaft im Team ist für die Arbeit 4.0 ebenfalls ein nicht zu unterschätzender Aspekt.

 

Wie willig sind Traditionsunternehmen mit festen Abläufen und etablierten Strukturen, sich auf die neue Welt und Arbeit 4.0 einzulassen?

Unternehmen, die seit Jahren ihre bestimmten Abläufe und Projekte haben, sehen meist nicht den Bedarf, ihre Arbeitsweise zu ändern bzw. haben Angst, dadurch ihre Identität zu verlieren. Da muss man sich Schritt für Schritt und in enger Abstimmung vortasten. Manchmal stellt man dann fest, dass eine Veränderung trotz momentan guter (wirtschaftlicher) Situation nötig ist. Zum Beispiel, wenn die jetzigen Projektleiter bis in fünf Jahren alle in Rente sind. Da braucht es womöglich eine neue Recruiting-Strategie und ein neues Employer Branding, ansonsten wird das Unternehmen keine neuen Fachkräfte mehr finden bzw. dann nur noch die, die sie vielleicht nicht wollen. Denn die Fachkräfte von morgen werden verstärkt darauf achten, wie ein Unternehmen sich den neuen transformatorischen Herausforderungen stellt und diesen begegnet. Dabei sollte auch nicht von vornehinein ausgeschlossen werden, dass zum Beispiel weniger arbeiten (also weniger als acht Stunden täglich) zu mehr Umsatz führen kann. Das setzt einfach ein Umdenken voraus – in allen Abteilungen und Köpfen.

 

Apropos Fachkräfte von morgen: Du bist auch als Dozent an Hochschulen tätig, gibst dort Tipps für den Berufseinstieg und schulst soziale Kompetenzen. Bereiten die Hochschulen die Studierenden auf die VOPA Welt vor und lernen das neue Denken?

Nicht wirklich. Im Grunde braucht es eine Erneuerung der Universitäten. So wie Unternehmen ihre Arbeitsweise auf Nachhaltigkeit überprüfen, sollte das auch in den Hochschulen und mit den Studiengängen gemacht werden. Lehren sie wirklich das, was die Studierenden später in der Arbeitswelt brauchen? In Zukunft braucht es Menschen, die Komplexitäten verstehen und diesen gewachsen sind. Wir brauchen mehr Interdisziplinarität an den Hochschulen, da sowieso alle Bereiche miteinander interagieren und sich gegenseitig potenzieren. Das Aufbrechen alter Strukturen wird immer wichtiger. Und auch die Forschung muss die Realität viel mehr miteinbeziehen.

 

Welche Rolle kann cyberLAGO deiner Meinung nach in der VOPA Welt spielen?

Ich bin überzeugt davon, dass das cyberLAGO einen sehr wertvollen und nützlichen Beitrag zu den transformatorischen Herausforderungen der Digitalisierung leistet und weiterhin leisten wird. Es dient als Netzwerkplattform der Interdisziplinarität für alle, die an der Digitalisierung Interesse haben und/oder sich dieser in verantwortlicher Position stellen müssen.

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