HTWG-Absolventen erhalten Gründungsstipendium für Feuerwehr-App
08. September 2022 | News | 3 Minuten Lesezeit
Wenn es brennt, muss es schnell gehen. Gleichzeitig müssen Feuerwehren ihre Einsätze dokumentieren. Viele machen dies auf Papier oder nutzen komplexe Softwares. „Ich kenne einen Feuerwehrmann, der 17 Klicks machen muss, nur um festzuhalten, dass er bei einem Einsatz dabei war“, sagt Pascal Steinmüller, Absolvent des Bachelor-Studiengangs Automobilinformationstechnik der HTWG Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung. Die Dokumentation auf Papier ist aufwändig. Sie erfolgt an mehreren Orten – den verschiedenen Einsatzfahrzeugen und auf der Wache – gleichzeitig. Nach dem Einsatz muss alles zusammengeführt werden.
Das Gründungskonzept: Eine Feuerwehr-Software, die durch den Einsatz führt
Die Software „FWApp“ soll Feuerwehrleute durch den Einsatz führen. Mit dieser Idee haben sich die HTWG-Absolventen Pascal Steinmüller, Andreas Barasicz und Dustin Keller erfolgreich um ein EXIST-Gründungsstipendium beworben. „Wir wollen einen digitalen Führungsassistenten schaffen, der Einsatzleiter dabei hilft, ihre Aufgaben optimal abzuarbeiten“, sagt Andreas Barasicz, der Betriebswirtschaftslehre an der HTWG studiert hat. Relevante Dinge würden nicht vergessen, da die App an ihre Dokumentation erinnere, erklärt Dustin Keller. Er hat nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann den Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen Maschinenbau an der HTWG absolviert.
Dokumentation in Echtzeit
Die Software soll von unterschiedlichen Geräten wie Tablets, Desktop-Computern und Laptops steuerbar sein und allen Beteiligten gleichzeitig alle Informationen, die von unterschiedlichen Orten aus eingegeben werden, zur Verfügung stellen. Alle Nutzer sollen am gleichen Einsatz in Echtzeit arbeiten. Zudem soll die Software einfach zu bedienen sein. „Durch unsere eigenen Erfahrungen wissen wir, was ehrenamtliche Helfer leisten. Mit FWApp können wir diese wichtige Arbeit unterstützen, dem gesellschaftlichen Wandel Rechnung tragen und das Engagement zukunftsfähig machen“, sagt Pascal Steinmüller. Später soll die Software auch einmal Mitgliedern des THW oder von Rettungshundestaffeln bei der Einsatzdokumentation helfen.
Startup-Initiative Kilometer1 unterstützt die Gründer
Für ihre Idee und deren Umsetzung haben die Gründer bereits viel Anerkennung erhalten. Beim „Academic Seed Accelerator Program” (ASAP BW) in Stuttgart sind sie für ihr Konzept mit dem Impact Award ausgezeichnet worden. Unterstützung erfuhr das Team von der Hochschule – von Kilometer1, der gemeinsamen Startup-Initiative von HTWG und Universität Konstanz, sowie von Professoren der Hochschule. „Die Leidenschaft, mit der das gesamte Team von Kilometer1 zukünftige Gründer unterstützt, ist wirklich herausragend. Zudem haben uns HTWG-Professoren wie Prof. Dr. Clotilde Rohleder, Prof. Dr. Stefan Waitzinger und Prof. Dr. Werner Volz mit ihrer Expertise in Themen wie Digitale Business Modelle, Finanzpläne und Steuerecht sehr unterstützt, uns Coachings gegeben und Anträge geprüft“, ergänzt der HTWG-Absolvent. Inzwischen hat das Startup die Zusage für ein EXISTGründungsstipendium erhalten.
Vom interaktiven PDF zur Software: Student schrieb Bachelor-Arbeit über die Idee
Aber wie entstand das Konzept überhaupt? Pascal Steinmüller begann bereits 2019, daran zu arbeiten. Er ist aktiv bei der freiwilligen Feuerwehr in seinem Heimatort Munderkingen. „Dort wurde ich angesprochen, ob ich nicht ein Programm für die Einsatzdokumentation entwickeln könnte“, erzählt er. Anfangs war dieses Programm ein interaktives PDF-Dokument. Schnell zeigten weitere Feuerwehren Interesse an der Anwendung. Mit der Unterstützung von Kilometer1 entwickelte der damalige Student seine Idee weiter zur Software und schrieb innerhalb des Programms „StartUp Your Thesis“ der Startup-Initiative seine Bachelor-Arbeit darüber.
Alleine zu gründen, ist aber schier unmöglich. Auf der Suche nach Mitgründern präsentierte Pascal Steinmüller seine Idee bei „Ideas and Cheers“. Bei der Veranstaltungsreihe von Kilometer1 stellen regelmäßig Startups ihre Ideen und Erfahrungen vor. Zudem bietet es Gründungsinteressierten die Möglichkeit, sich zu vernetzen. So lernten sich im November 2021 auch Pascal Steinmüller und Andreas Barasicz kennen. Der BWL-Absolvent ist bereits seit Langem in der Gründungsszene unterwegs. Er hatte schon als Schüler aus einem Schulprojekt heraus das erste Mal gegründet. Nach einer Station im Einkauf und Vertrieb eines großen Onlineversandhandels wollte er wieder kreativer und selbstständiger arbeiten und schaute sich aktiv nach interessanten Startup-Ideen um. Ähnlich ging es auch Dustin Keller. Nach einem Masterstudium in Berlin arbeitete er als Einkaufsleiter bei einem Unternehmen in Kreuzlingen. „Ich wollte aber wieder mehr bewegen und gestalten“, sagt er. Kilometer1 vermittelte. Das Team war komplett.
Die finanziellen Mittel aus dem Stipendium ermöglichen es dem Team, in Vollzeit am Startup zu arbeiten. Im nächsten Schritt werden die Gründer ihre App in Zusammenarbeit mit Testkunden prüfen, um dann möglichst bald bereit zu sein für den Markteintritt. Für die Testphase suchen sie auf ihrer Website www.fwapp.de noch nach Testern.