Führungskräfte im Wandel: Warum KI, Social Skills und flexible Weiterbildung über den Erfolg von morgen entscheiden

19. August 2024 | | 4 Minuten Lesezeit

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Welche Skills brauchen Führungskräfte in der Zukunft? Worauf müssen sich Unternehmen vorbereiten? Und welche Rolle spielt die KI dabei? Darüber haben wir mit Professor Kerstin Schaper-Lang gesprochen, die die Lake Constance Graduate School (LCGS) als Geschäftsführerin leitet. Die LCGS gehört zur HTWG Konstanz und bietet seit mehr als 35 Jahren Fach- und Führungskräften berufsbegleitende wissenschaftliche Weiterbildungsangebote an, vor allen in den Bereichen digitale Transformation, Technologie und Nachhaltigkeit, aber auch im Bereich Management oder Regulierung und Recht.

Prof. Dr. Kerstin Schaper-Lang Geschäftsführerin Lake Constance Graduate School gGmbH

Warum ist berufsbegleitende Weiterbildung wichtiger denn je?

Unsere Arbeitswelt verändert sich ständig. Es kommen immer neue Themen und Herausforderungen dazu und die Zyklen, in denen Produkte in den Markt diffundieren, werden immer kürzer. Ein volkswirtschaftliches Beispiel ist hier die Automobilindustrie. Die hat noch 35 Jahre gebraucht, bis tatsächlich die Menge von 100 Millionen Auto-Usern erreicht wurde. Neue Produkte wie beispielsweise GPT haben diese Hürde von 100 Millionen Usern in zwei Monaten erreicht. An diesen Innovationszyklen sieht man, dass es viel schneller geht, neue Produkte in den Markt zu bringen. Und das heißt natürlich auch, dass die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen damit umgehen müssen.

Aber die Weiterbildung ist nicht nur individuell wichtig. Sie ist auch zu einer Zukunftsaufgabe für Unternehmen geworden, wenn sie ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wettbewerbsfähig und im Unternehmen halten wollen.

 

Welche Führungsqualitäten gewinnen an Bedeutung?

Interessanterweise verlieren bei Fach- und Führungskräften ehemals wichtige Fähigkeiten wie MINT-Kenntnisse an Bedeutung. In einer im Jahr 2023 veröffentlichten Studie von IBM über wesentliche Führungsqualitäten hat man festgestellt, dass es eine Umorientierung gibt.

So standen bei den befragten Führungskräften das Time-Management und die Fähigkeit zu priorisieren sowie in Team-Umgebungen effektiv zu kommunizieren ganz vorne. Wie löse ich Probleme, wie reagiere ich auf Unerwartetes, wie fördere ich meine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen? Führungskräfte müssen Teams leiten können, müssen kommunizieren, motivieren und agil und offen gegenüber Veränderungen bleiben. Diese sozialen und analytischen Fähigkeiten werden immer wichtiger. Je schneller sich etwas verändert, desto stärker muss man auch in der Lage sein, diese Änderung zu erfassen, zu analysieren und dann eben auch die passenden Strukturen zu verändern oder ganz neu aufzubauen.

Haben Unternehmen überhaupt Zeit, ihre Führungskräfte zur Fortbildung zu schicken?

Es ist in der Tat schwieriger geworden und schwankt je nach konjunktureller Situation. Man merkt, dass nicht mehr alle Firmen bereit sind, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für eine Fortbildung abzustellen. Aber vielen Unternehmen ist auch bewusst, dass sie sich an neue Rahmenbedingungen anpassen und damit Neues lernen müssen. Das ist das Henne-Ei Problem: Wenn ich meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht zur Schulung schicke, dann komme ich auch aus dieser eventuell schwierigen Situation am Markt nicht raus.

 Wie hilft die LCGS dabei, sich auf die neue Arbeitswelt vorzubereiten?

Wir bereiten ja in erster Linie Fach- und Führungskräfte vor. Diesen zeigen wir die neuesten Zukunftsperspektiven aus unseren Forschungsprojekten auf und statten sie mit den nötigen Skills aus, um ihre Teams durch die Transformation zu führen. Unser Angebot basiert auf drei Hauptsäulen: Den Kompaktkursen, maßgeschneiderten Inhouse-Angeboten und Masterstudiengängen. Wichtig ist, dass unsere Dozentinnen und Dozenten nicht nur Lehr -, sondern auch Praxiserfahrung haben, die sie den Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmern weitergeben können. Auch findet ein intensiver Austausch zwischen den Teilnehmenden und den Lehrenden statt. Das bringt enorm viel für beide Seiten.

Wo liegen die größten Herausforderungen bei der digitalen Transformation?

Es ist wichtig, dass vonseiten der Politik und in den Unternehmen das passende Umfeld für die Fachkräfte und für die Mitarbeiter geschaffen wird. In Deutschland gibt es ein Problem, an dem man meines Erachtens intensiv arbeiten muss und das ist die Überverwaltung. Ich denke, da müssen wir an der einen oder anderen Stellen einfach zurückrudern und den Führungs- und Fachkräften mehr Freiheiten lassen, damit eine Motivation da ist, auch mit den neuen Technologien überhaupt zu arbeiten.

Welche Bereiche sind am meisten von der Transformation betroffen?

Ich würde sagen, kein Bereich ist ausgelassen, auch nicht das Handwerk. Die digitale Transformation, die Anforderungen an nachhaltiges Wirtschaften und der hohe globale Wettbewerbsdruck sind Herausforderungen, die jeden Mitarbeiter und jedes Unternehmen beeinflussen. Wir befinden uns in einer technologischen Revolution, die alle Rahmenbedingungen ändert, so wie dies auch bei der industriellen Revolution der Fall war.

Einfach nur Word und Excel zu können, reicht nicht mehr. Der Umgang und die Erfahrung mit KI-Programmen wie Chat GPT wird in vielen Berufen zu den Kernkompetenzen gehören. Es werden auch neue Berufe entstehen, zum Beispiel in Bereichen wie digitalem Recht und Datenschutz, der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen oder bei der Begleitung von Unternehmen bei der digitalen Transformation.

Wie erleben Unternehmen die Einführung von KI?

Ich denke, das Thema ist sehr schnell und sehr oberflächlich in die Unternehmen hineingekommen und teilweise noch gar nicht richtig erfasst. Hier muss erst noch herausgearbeitet werden, was nötig ist, um Arbeitsplätze so zu unterstützen, dass sie eben nicht das wegnehmen, was der Mensch immer noch machen will, sondern dass sie bei dem unterstützen, was der Mensch eben nicht mehr machen will. Da sind wir im Moment in einer Umbruchssituation.

Welche Rolle kann KI beim Fachkräftemangel spielen?

KI wird eine große Rolle spielen, beispielsweise bei der Übernahme von Routinearbeiten wie der Datenerfassung oder beim Wissensmanagement. Fachkräfte heutzutage müssen anders qualifiziert sein, sie können die KI nutzen, um banale Tätigkeiten noch stärker abzugeben, aber müssen natürlich andererseits auch hellwach sein, um eben diese schnelle Veränderung und die neuen Herausforderungen auch bewältigen zu können. Da sind wir wieder bei den Social Skills, die immer wichtiger werden.

Wie sehen Sie die Zukunft der Arbeit?

Viele junge Menschen möchten nicht mehr von „9-to-5“ arbeiten. Sie möchten Zeit haben für Familie, Sport und Hobbies. Darauf muss sich Deutschland einstellen, das in dieser Hinsicht noch etwas unflexibel ist. Das macht die Schweiz anders. Hier ist es normal, 50 Prozent, 70 Prozent zu arbeiten oder zwischendurch auch mal ein Sabbatical Jahr zu nehmen. Der Schweizer Arbeitsmarkt ist flexibler. Dazu kommt, dass die Corona-Pandemie das Remote-Arbeiten vorangetrieben hat, so dass viele Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen nicht mehr jeden Tag ins Büro kommen wollen. Diese Entwicklung wird man nicht rückgängig machen können. Auch hier stehen wir mitten in Veränderungen.

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