Wirtschafts-Standort Vorarlberg – wie eine Agentur bei heimischen Unternehmen die Innovation vorantreibt

19. Januar 2022 | | 4 Minuten Lesezeit

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Bei der Wirtschafts-Standort Vorarlberg GmbH (WISTO) dreht sich vieles um Netzwerke. „Es gibt viele Themenbereiche und Formate, bei denen wir versuchen, Brückenbauer zu sein“, sagt Mathias Bertsch von der WISTO. „Alle Unternehmen und Organisationen, die sich mit Innovationsthemen auseinandersetzen, sind bei uns richtig.“ Dazu zählen bekannte Großunternehmen, innovative KMU und Familienunternehmen bis hin zu Start-ups.

Die WISTO wurde 1994 gegründet, um Unternehmen bei der Ansiedelung in Vorarlberg zu unterstützen. Inzwischen legt die Agentur mit Sitz in Dornbirn ein verstärktes Augenmerk auf die gezielte Weiterentwicklung des Vorarlberger Wirtschaftsstandortes. Dazu gehört, dass die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen die Unternehmen in der Region begleiten und ihnen durch ihre Netzwerke helfen, neue Chancen wahrzunehmen.

Mathias Bertsch

Mathias Bertsch, Standortentwicklung WISTO

„Wir haben das Ohr ganz nah an den Unternehmen, aber auch an Universitäten und Fachhochschulen und beobachten aktiv neue Entwicklungen“, erläutert Mathias Bertsch, der nach einem zweijährigen Abstecher in die Industrie im April 2021 zur WISTO zurückkehrte und dort den Bereich Standortentwicklung leitet. Dieser ist neben Wirtschaftsservices und Standortpromotion einer der drei Geschäftsfelder der WISTO.

Die WISTO ist eine Non-Profit Agentur, die zu gleichen Teilen dem Land Vorarlberg, der Hypo Vorarlberg Bank AG und der Wirtschaftskammer Vorarlberg gehört. Dadurch können Vorarlberger Unternehmen die Leistungen der WISTO kostenfrei oder gegebenenfalls bei Projekten und Exkursionen zu einem vergünstigten Selbstkostenpreis beziehen.

Unterstützung und Beratung für Unternehmen

Die Unternehmen werden beispielsweise bei Forschungsförderung und Technologietransfer begleitet. „In Österreich gibt es eine breite Palette an Förderprogrammen zur Forcierung von Innovationsprojekten“, erläutert Mathias Bertsch. Auch Start-ups, die sich mit neuen Technologien beschäftigen, können von der Beratung und Begleitung der WISTO profitieren. „Viele Projekte sind thematisch getrieben: Photonik, Nachhaltigkeit, Aging Society – alles Themen, die bei uns auf der Tagesordnung stehen“, erklärt Mathias Bertsch. „Zusätzlich fragen wir bei unseren Kunden nach, was sie brauchen bzw. was sie antreibt und tauschen uns auch mit Universitäten und Forschungseinrichtungen aus. Was ist gerade ein spannendes und aktuelles Thema? So sind wir immer auf dem neuesten Stand.“

Innovative Formate

Ein Beispiel für innovative Formate sind etwa die InnoDays in Vorarlberg, die sich an Studierende, Schüler und Schülerinnen richten. Dort schreiben Unternehmen Challenges aus, zu denen in kleinen interdisziplinären Teams gemeinsam mit Mentoren und Mentorinnen in drei Tagen an der Umsetzung neuer Ideen getüftelt wird. Bei der diesjährigen Veranstaltung im Oktober standen Themen wie die Kranführung der Zukunft, Smarte Lichtlösungen, nachhaltige Verpackungen und neue Wohnkonzepte auf dem Plan. So entstehen Ideen, die dann bis zum Prototypen ausgearbeitet werden. Davon profitieren nicht nur die Teilnehmenden, sondern auch die Unternehmen: Sie erhalten neben gänzlich neuen Sichtweisen auf ihre Problemstellungen die Möglichkeit, potenzielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Aktion zu erleben.

Auf der Suche nach den Talenten von morgen arbeitet die WISTO auch mit Vorarlberger Schulen sowie Studierenden zusammen und präsentiert sich im Rahmen der Initiative Chancenland Vorarlberg auf Karrieremessen in der Drei-Länder-Region. Überregionale Netzwerke sind auch dafür sehr wichtig: „Der Fachkräftemangel betrifft die gesamte Bodenseeregion, und wir arbeiten in der Angebotserschließung auch mit anderen Partnern zusammen“, so Mathias Bertsch.

Ein weiteres erfolgreiches Format von Chancenland Vorarlberg ist das Netzwerktreffen Bregenz, das „Homecoming-Event“ für Vorarlberger Studierende, die außerhalb der Region studieren. „Unser Ziel ist es, die auswärts Studierenden – vor allem aus dem Technik- und IT-Bereich – unkompliziert in Kontakt mit heimischen Unternehmen zu bringen und sie so mittelfristig wieder für unseren Standort zurückzugewinnen“, sagt Mathias Bertsch.

Circular Economy und DigitalisierungGreen IT

Die WISTO setzt sich schon lange mit der Digitalisierung auseinander. „Das Thema ist in der Breite angekommen, gerade auch durch Corona und das damit verbundene Arbeiten im Homeoffice“, so Mathias Bertsch. Und wie ist der Stand der Digitalisierung in Vorarlberg? „Es gibt einerseits viele innovative Unternehmen, die stark digital ausgerichtet sind, und andererseits solche, die noch auf dem Weg sind. Diese müssen wir auf dem Stand abholen, auf dem sie gerade sind. Wichtig ist zu vermitteln, dass Digitalisierung kein Selbstzweck ist, sondern notwendig und dem Unternehmenszweck dient. Wir sehen das ganz pragmatisch.“

So ist beispielsweise eines der Ziele, auch den stationären Handel in den Innenstädten zu motivieren und zu befähigen, sich Qualifikationen für E-Commerce anzueignen und zu nutzen. „Selbst am Ball zu bleiben ist wichtig, um zu sehen, welche Möglichkeiten sich aus neuen Technologieentwicklungen ergeben. Digitalisierung ist ein laufender Prozess“, ist Mathias Bertsch überzeugt.

Eines der Themen, auf die sich Mathias Bertsch in seinem Aufgabenbereich fokussieren will, ist Circular Economy. Das Konzept der Kreislaufwirtschaft gilt als Wirtschaftsmodell der Zukunft, um nachhaltiger zu arbeiten. Viele Fragen, die sich daraus ergeben, wollen Mathias Bertsch und sein Team in den kommenden Jahren angehen: Was bedeutet Circular Economy konkret für die Unternehmen? Wie sehen die ersten Schritte aus, um die Wertschöpfungskette nachhaltiger zu gestalten, und wie können digitale Technologien diesen Prozess unterstützen?

Gemeinsam mit cyberLAGO, dem Landkreis Lindau (Bodensee) und Allgäu Digital – Digitales Zentrum Schwaben, hat die WISTO im Oktober 2021 die Online-Veranstaltung „Digitalisierung als Chance – Circular Economy: Wege zu nachhaltigerem Wirtschaften“ veranstaltet.

Circular Economy | Digitalisierung als Chance

Tim Mittelberger, Geschäftsführer der Dorfelektriker Mittelberger GmbH aus Vorarlberg erzählte, wie Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und soziale Verantwortung in seinem Unternehmen aussehen. In einer anschließenden Gesprächsrunde mit Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Inform. Jens Schumacher (Head of Research Centre, Research Centre Business Informatics, Fachhochschule Vorarlberg GmbH), Tim Mittelberger, Alexander Shevelov (Strategisches Nachhaltigkeitscontrolling bei der Würth Group) und Moritz Wollbrink (Senior Technology Manager Numbat GmbH) wurde das Thema Circular Economy aus wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Perspektive betrachtet, Möglichkeiten und Grenzen diskutiert sowie Erfahrungen und Herangehensweisen ausgetauscht.

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