„FuckUp Nights sind die beste Therapie“

14. September 2018 | | 3 Minuten Lesezeit

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Über das Scheitern zu sprechen ist schon schwierig genug. Dies vor Publikum auf einer Bühne zu tun verlangt vor allem eines: Mut. Matthias Heidorn, Mark Leinemann, Markus Gambalat und Björn Gross beweisen diesen und sprechen bei der Premiere der Fuckup Nights in Friedrichshafen am 12. September vor rund 160 Teilnehmern davon, wie und woran sie gescheitert sind und was sie daraus gelernt haben.

v.l.n.r.: Tobias Fauth (Geschäftsführer von cyberLAGO), Andreas Owen (Vorstandsvorsitzender von cyberLAGO), Markus Gambalat, Björn Gross, Matthias Heidorn, Mark Leinemann, Guido Sondern (Moderation)

„Mit der Fuckup Night wollen wir das Thema Scheitern bewusst aus der Tabuzone holen und eine Gründerkultur etablieren, zu der das Scheitern gehören darf“, so Tobias Fauth, Geschäftsführer von cyberLAGO. In Kooperation mit dem PioneerPort, dem Gründerzentrum der ZU, und Schwäbisch Media veranstaltete das digitale Kompetenznetzwerk deshalb nun erstmals eine Fuckup Night in Friedrichshafen. Und alle, die dabei waren, waren sich einig: Weitere sollen folgen.

Das PioneerPort unterstützt als Gründungszentrum der Zeppelin Universität viele Studenten auf ihrem Weg in die Gründung. Matthias Heidorn ist einer dieser Alumnis. Seine erste Gründung im Bereich Energiedienstleistung war sehr erfolgreich. „Wenn du Erfolg mit deiner Gründung hast, erhältst du viel Anerkennung und Lob. Wenn du aber scheiterst, wissen manche Leute plötzlich nicht einmal mehr, dass sie dich kennen.“ Diese Erfahrung machte er bei seiner zweiten Gründung, einem Immobilienprojekt in Guatemala, das weniger nach Plan lief. „Die Kapitalisierung ging komplett schief. Ich habe mein gesamtes Geld aus meinem ersten Projekt darin versenkt.“ Vorher die Reißleine zu ziehen und keine Verbindlichkeiten einzugehen, wenn die Finanzierung nicht klar ist, das sind die Learnings, die Matthias aus seinen Erlebnissen mitnimmt.

Gelernt hat auch Mark Leinemann aus seinen Erfahrungen. Der beste Kumpel als Geschäftspartner, ein Unternehmen auf Vertrauensbasis, wo Geld nur eine Nebenrolle spielte und am Ende alles geteilt wurde, was sollte daran schiefgehen? Doch dann kam alles anders. „Mein Freund wusste genau, welche Knöpfe und Tasten er bei mir drücken musste, um mich zu manipulieren. Vielleicht lag es daran, dass er aus dem Hackerumfeld kam, denn was er tat, war reines Social Engineering. Ich fühlte mich im wahrsten Sinne des Wortes brain washed.“ Mark sollte plötzlich aus dem Unternehmen aussteigen, welches auf dem Papier aber ihm gehörte. „Mein Selbstwertgefühl war komplett am Boden.“ Danach nahm sich Mark bewusst eine Auszeit, um sich darüber klar zu werden, was eigentlich passiert war. Eines von vielen Learnings: „Man muss sich immer vertraglich absichern, gerade auch dann, wenn der Partner der beste Kumpel ist.“

Verträge abschließen wollten auch Markus Gambalat und seine Mitgründer, als sie mit ihrer Geschäftsidee Lustblume.de, einer Onlineberatung und Preisvergleichsplattform für Sextoys, in die TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“ gingen. Doch dort ernteten sie nur vernichtendes Feedback von den Investoren. Trotzdem entwickelten die jungen Gründer die Plattform weiter. Am Tag der Ausstrahlung hatten sie dann über 1,2 Millionen Seitenaufrufe. „Doch sobald die Sendung ausgestrahlt war, war der Medienhype schon wieder vorbei und damit auch der Traffic auf unserer Seite. Kein Traffic, kein Umsatz, kein Unternehmen. Am Ende haben wir das Projekt an den Nagel gehängt.“

Von seinem Leben als Unternehmensberater in der Schweiz verabschieden, musste sich Björn Gross. „Ich habe im Beruf meine Erfüllung gefunden und trotzdem ist dieser Erfolg nichts wert, wenn du privat deine Identität verlierst.“ Die Balance von Privatleben und Berufsleben stimmte nicht mehr, Björn war gesundheitlich und seelisch stark angeschlagen. Er nahm Abschied von seinem geliebten Job, auch seine Ehe ging in die Brüche. Wie man mit Rückschlägen und Scheitern umgehe, sei letztendlich das Entscheidende, sagte er und zitierte Bruce Lee: „Ich kann nicht verlieren. Entweder ich gewinne oder ich erhalte eine Lektion.“

Einen kurzen Video-Mitschnitt der Veranstaltung findet ihr hier.

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