“Als Gründerin in einer Männerdomäne muss man sich behaupten”

12. Dezember 2018 | | 3 Minuten Lesezeit

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Grit Kauer, Geschäftsführerin von IN:DA:MA spricht aus Erfahrung, wenn sie sagt, dass man als Unternehmerin in einer Männerdomäne oft auf Vorbehalte trifft. Welche Erfahrungen sie sowohl im Business-Alltag als auch mit ihren drei Gründungen gemacht hat, erzählt sie uns im Interview. Im April 2017 hast du dich mit IN:DA:MA selbstständig gemacht.

 

Was verbirgt sich dahinter?

Im Namen steckt bereits drin, was wir machen: Intelligentes Datenmanagement. IN:DA:MA sammelt alle Druckdaten und zugehörigen Informationen eines Produkts in einer Datenbank und managt so die Druckabwicklung. Wir stellen dem Kunden alle Daten rund um sein Produkt zentral in einem Datenpool zur Verfügung. Es ist sozusagen auch eine Freigabeplattform, denn der Kunde kann dort verschiedene Versionen eines Drucks ansehen und sich dann für die finale Version entscheiden. Eine 3D-Darstellung hilft außerdem, sich das Endergebnis besser vorzustellen. Das Datenpooling sorgt so für Transparenz, da jeder darauf zugreifen kann und alles zentral an einem Ort gespeichert und einsehbar ist.

 

Wie kam es dazu, dass du dich gerade in diesem Bereich selbständig gemacht hast?

IN:DA:MA ist bereits die dritte Firma, die ich im Bereich Druckindustrie und Datenmanagement gegründet habe. Zunächst war es die klassische Druckvorstufe und eine Digitaldruckerei. Danach hatte ich eigentlich gar nicht geplant, mich erneut selbstständig zu machen, aber der Wunsch und die Nachfrage bei meinen Kunden und Mitarbeitern war so groß, dass ich den Schritt erneut gewagt habe. Man lernt ja nie aus, nimmt aus jeder Situation etwas mit und kann daran arbeiten. Aller guten Dinge sind drei, sozusagen.

 

Was würdest du anderen Gründern aufgrund deiner gemachten Erfahrungen raten?

Nicht nach anderen schauen, sondern sein eigenes Ding durchziehen. Ich hatte damals keinen schicken Businessplan, keine Prognosen und keine Taschen voller Geld. Ein bisschen habe ich es gesehen wie “ich will ja nur spielen”. Wichtig war mir, dass es meinen Mitarbeitern gut ging. Aber über die Zeit wurden meine Unternehmen zum Ersatz für Alles: Familie, Freunde, ein eigenes Leben. Ich kann nur jedem davon abraten, 24/7 als Notwendigkeit einer erfolgreichen Selbstständigkeit anzusehen.

 

Gibt es Dinge, die du bei deiner dritten Gründung anders gemacht hast?

Bei meiner dritten Gründung habe ich mir vorgenommen, nicht mehr meiner Technik-Passion die Oberhand zu lassen und nicht wieder in tolle Maschinen zu investieren und mit unzähligen Mitarbeitern große Umsätze anzustreben. Vielmehr als je zuvor beachte ich heute die Balance zwischen beruflicher Tätigkeit und Privatleben. Das ist eine harte Zäsur, aber es lohnt sich.

 

Welche Erfahrungen hast du als Unternehmerin im technischen Umfeld gemacht? Ist es als Frau schwieriger, Fuß zu fassen?

Wenn man sich als Frau in einem technischen Bereich selbständig macht, muss man sich darüber im Klaren sein, dass ein Vielfaches mehr an Know-how erwartet wird. Man muss sich behaupten. Ich habe mich mit 29 Jahren als junge, ostdeutsche Frau in Baden-Württemberg in einer Männerdomäne, also der Druckindustrie, selbstständig gemacht. Ich glaube ich war „damals“ vor fast 19 Jahren meiner Zeit deutlich voraus und es war klar, dass ich gerade im „Ländle“ mit Vorbehalten rechnen musste. Was mir zum Beispiel auch schon öfters passiert ist: dass man als Frau als die Begleitung wahrgenommen wird. Der männliche Mitarbeiter ist automatisch auch der Chef, obwohl es in unserem Fall umgekehrt war. In dieser Hinsicht hat sich allerdings auch bis heute noch wenig geändert. Trotzdem bin ich kein besonderer Freund von Frauen-Quoten oder Frauen-Veranstaltungen. Ich bin vielmehr der Meinung, dass Respekt verdient, wer alleine etwas auf die Beine stellt, es erfolgreich aufbaut und über viele Jahre bewahren kann – ganz gleich welches Geschlecht, Herkunft oder Alter.

 

Vor deiner Selbstständigkeit hast du zwei Jahre lang in der Türkei gearbeitet. Was hast du dort gelernt, wovon du heute profitierst?

Die Entscheidung nach Istanbul zu gehen, war für mich eine Herausforderung und ein Projekt, das ich übernehmen wollte. Ich habe viele wertvolle Erfahrungen gesammelt. Ich habe in einem Wohnblock mit 0 % Ausländeranteil gewohnt und musste mich integrieren, auch sprachlich. Und auch in der Firma, in der ich gearbeitet habe, ein türkisches Familienunternehmen, gab es keine Ausländer. Man lernt sich durchzukämpfen und zu behaupten. Das hat mir für meine Selbstständigkeit mit Sicherheit den ein oder anderen Lerneffekt beschert.

 

Warum hast du dich entschieden, dem cyberLAGO-Netzwerk beizutreten? Was hat für dich den größten Stellenwert?

Es passt einfach von den Themen her sehr gut, und als ich dann entschieden hatte, mich wieder selbstständig zu machen, war klar, dass ein Netzwerk nur von Vorteil sein kann. Für mich sind die cyberLAGO-Veranstaltungen sehr interessant und ich bedauere es immer, wenn ich keine Zeit habe, daran teilzunehmen. Denn Veranstaltungen sind eine ideale Plattform für den Erfahrungsaustausch und wertvollen Input von anderen. Ich mag es nicht, wenn man nie über die Schreibtischkante hinwegschaut und immer nur auf der Stelle tritt und sein daily business absolviert. Deswegen sehe ich Events und Veranstaltungen auch als Möglichkeit, in anderer Form zu lernen und zu erfahren.

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