HTWG startet MINT-Mentoring für Schülerinnen zum zweiten Mal

21. Oktober 2020 | | 4 Minuten Lesezeit

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Obwohl der Anteil von Frauen mit Abitur und unter Studierenden in den zurückliegenden Jahrzehnten rasant gestiegen ist, sind Frauen in Wissenschaft und MINT-Berufsfeldern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) nach wie vor stark unterrepräsentiert. Die HTWG Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung stärkt jungen Frauen mit verschiedenen Programmen den Rücken – von der Schule bis zur Professur.

MINT-Mentoring für Schülerinnen

Schon im November geht das MINT-Mentoring für Schülerinnen in die zweite Runde. Schülerinnen sind dazu eingeladen, sich über drei Monate in fünf bis acht Treffen mit Studentinnen der HTWG ins Gespräch zu kommen. „Ich hatte in der Schule extremen Respekt vor den MINT-Fächern. Das lag vor allem daran, dass ich nur wenige Berührungspunkte mit den Inhalten hatte“, sagt Pia Knoblauch. Die Berührungspunkte hatte die BWL-Absolventin jedoch nach ihrem Berufseinstieg. „Das wäre ja doch etwas für mich“, hat sie festgestellt und sich für den Master Business Information Technology an der HTWG eingeschrieben. Der Studiengang vermittelt gezielt Nicht-Informatikern technisches Know-How, um als Brückenbauer zwischen Informatik und betrieblichem Management arbeiten zu können. „Ich wollte nun Schülerinnen zeigen: Programmieren ist kein Hexenwerk, traut Euch das zu“, sagt die Studentin, die im Sommersemester als Mentorin im Einsatz war. Auch eine Maschinenbau-Studentin war Mentorin, um Schülerinnen Mut zu machen: „Man muss kein Nerd sein, um ein MINT-Fach zu studieren“, betont sie. Sie selbst habe als Schülerin am Schnupperstudium an der HTWG teilgenommen und darüber Studierende kennengelernt, die ihr authentische Einblicke geben konnten. Diese gute Erfahrung wollte sie nun weitergeben.

Wegen der Einschränkungen durch die Corona-Maßnahmen haben die beiden Studentinnen ihre Mentees regelmäßig online getroffen. „Wir haben viel über die inhaltlichen Schwerpunkte der verschiedenen Studiengänge gesprochen, aber auch über den Studienalltag und darüber, wie es ist, als eine der wenigen Frauen, ein Informatikstudium zu absolvieren“, berichtet Pia Knoblauch.

Zum MINT-Mentoring sind Schülerinnen ab der 10. Klasse eingeladen, die sich für ein Studium im MINT-Bereich interessieren. Das Programm läuft nach den jetzigen Planungen teils online teils in Präsenz bis voraussichtlich Ende Januar 2021. Es sieht eine Veranstaltung zum Start des Programms am 16. November, eine Abschlussveranstaltung und mindestens fünf Treffen sowie die mögliche Teilnahme an ausgewählten digitalen Veranstaltungen der HTWG vor. Neu in diesem Mentoring-Turnus ist die Kooperation mit einem geplanten Python-Projekt. Die Schülerinnen lernen in einem Schnupperkurs die Programmiersprache Python kennen, sowie deren Anwendungsfelder und Berufsfelder. Die Teilnahme am Mentoring-Programm ist kostenlos. Am 4. November um 17 Uhr findet eine digitale Info-Veranstaltung statt. Weitere Informationen und Anmeldung unter https://www.htwg-konstanz.de/studium/studienorientierung/mint/mint-mentoring/ oder bei Kirsten Kabus (kirsten.kabus@htwg-konstanz.de ), Anmeldungen für das Programm sind bis 12.11. möglich.

Schon viel früher setzt der Girls‘ Day an: An dem Schnuppertag können Mädchen ab der fünften Klasse verschiedene Fachrichtungen aus den Bereichen Technik, IT und Naturwissenschaften kennenlernen. „Bei den angebotenen Aktionen können sie selbst tätig werden und verborgene Talente entdecken“, sagt Organisatorin Grit Roth. Er musste in diesem Jahr entfallen, ist aber nach dem jetzigen Stand für April 2021 geplant.

Mentoring für Studentinnen

Haben sich Schülerinnen für ein Studium an der HTWG oder der Universität Konstanz entschieden, können sie von den Erfahrungen von Frauen profitieren, die schon im Berufsleben stehen. „In unserem Mentoringprogramm begleiten berufserfahrene Fachfrauen aus Wirtschaft, Kultur, Politik und Wissenschaft ihre Mentees zu Fragen rund um die Themen Berufseinstieg, berufliche Laufbahn, Selbständigkeit, Bewerbungsverfahren oder auch Vereinbarkeit von Familienaufgaben und Beruf“, sagt Gudrun Damm, die das Programm für Studentinnen an der HTWG und der Universität Konstanz koordiniert. Daneben erhalten die Studentinnen Informationen zu Stipendien und Förderprogrammen sowie Unterstützung beim Aufbau eines Netzwerks zu erfolgreichen Frauen.

Unterstützung für Doktorandinnen

„Beim Weg in die (Ingenieur-)Wissenschaftskarriere teilen sich die Geschlechter noch stark“, so Prof. Dr. Kerstin Schaper-Lang. Für die gezielte Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen hat die HTWG daher ein Doktorandinnenprogramm aufgesetzt, das Frauen bei ihrer wissenschaftlichen Arbeit an der HTWG mit der Finanzierung von Stellenanteilen unterstützt, um die wissenschaftliche Basis in Form der Promotion für die Berufung auf eine Professur zu erhalten. Gefördert werden insbesondere Doktorandinnen, die Familienverantwortung übernehmen oder in einem MINT-Gebiet promovieren, die kurz vor dem Abschluss stehen und darlegen können, dass sie sich für eine HAW-Professur interessieren.

Der Weg zur Professorin

Auch im Berufsleben sind Vorbilder und Austausch wichtig. Sie können helfen, Vorstellungen von Berufsbildern zu korrigieren und Hemmschwellen abzubauen. So auch vor dem Beruf Professorin. Deshalb engagiert sich die HTWG sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene dafür, Frauen für den Beruf der Professorin in technischen Fächern zu begeistern. Mit Förderprogrammen wie z.B. einer Gastprofessur soll Frauen der (Wieder-)Einstieg in die akademische Welt erleichtert werden. „Hier gibt es für die individuelle Situation angepasste Maßnahmen: Ein Programm ermöglicht zum Beispiel den Einstieg über Lehraufträge von vier Stunden pro Woche, ein anderes spricht gezielt Nachwuchswissenschaftlerinnen mit Kind an“, erläutert Vera Maier-Tragmann, Referentin für Gleichstellung und Diversity an der HTWG.
Frauen mit Berufserfahrung für eine Professur an einer Hochschule für angewandte Wissenschaft (HAW) zu gewinnen, ist das Ziel des Projekts “HAW-Mentoring – Traumberuf Professorin”. Neben der HTWG engagieren sich in einem Pilotprojekt bisher sechs weitere Hochschulen aus Baden-Württemberg dafür, mehr Frauen für den Beruf der Professorin zu gewinnen. Gesucht werden Frauen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Kultur, die Interesse an einer Lehr- oder Forschungstätigkeit haben. „Sie erhalten als Mentees für ein Jahr die Begleitung von Mentorinnen und Mentoren einer HAW in Berufungsverfahren und eine gezielte Weiterbildung als Qualifizierung zur Professorin. Damit erhalten sie einen authentischen Einblick in das Tätigkeitsfeld einer Professur“, erläutert Prof. Dr. Kerstin Schaper-Lang. Das Projekt soll für alle HAWs in Baden-Württemberg ausgerollt werden.

Alle Bemühungen sind aus dem Auftrag des Landeshochschulgesetzes abgeleitet, das die Gleichstellung forciert. Prof. Dr. Schaper-Lang sieht die HTWG dabei auf einem guten Weg, nicht zuletzt dadurch, dass zum Wintersemester mit Prof. Dr. Sabine Rein zum ersten Mal in der 114-jährigen Geschichte der Institution eine Frau die Leitung der Hochschule übernommen hat. „Wir haben schon viel erreicht, auf das wir stolz sein können. Doch wollen wir nicht nachlassen, Frauen die Vorbehalte zu nehmen, die viele immer noch vor den MINT-Fächern zurückschrecken lassen“, betont die Gleichstellungsbeauftragte.

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