Liechtenstein und die Digitalisierung – kurze Wege für schnelle Umsetzung

12. Oktober 2021 | | 4 Minuten Lesezeit

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Patrick Stahl | Digital-liechtenstein

Patrick Stahl, Co-Geschäftsführer digital-leichtenstein.li

Liechtenstein gilt in Europa als einer der Vorreiter der Digitalisierung: Bis Ende 2023 soll das ganze Land mit Glasfaser abgedeckt sein, die elektronische Identifikationslösung (eID) ist auf den Weg gebracht und das Land hat als weltweit erstes ein Blockchain-Gesetz erlassen. Warum das so ist, liegt auch an der Charakteristik eines kleinen Landes mit knapp über 38.000 Einwohnern: „Bei uns werden Anliegen schnell vorangebracht, wenn alle wesentlichen Akteure einer Meinung sind“, sagt Patrick Stahl, Co-Geschäftsführer von digital-liechtenstein.li. „Die kurzen Wege helfen uns, neue Initiativen anzustoßen und Ideen schnell umzusetzen.“

digital-liechtenstein.li verbindet Wirtschaft und Regierung

digital-liechtenstein.li ist die zentrale Plattform für digitale Innovation und Transformation in Liechtenstein und zählt mittlerweile mehr als 50 Organisationen und Firmen aus allen Branchen und Größen zu ihren Mitgliedern. Die Plattform fungiert erfolgreich als Mittler zwischen Wirtschaft und Regierung und trägt Anliegen gebündelt vor. „Wenn nur ein einzelnes Unternehmen mit einer Stimme spricht, dann wird es schwierig. Aber wir haben als Plattform inzwischen eine anerkannte Position und finden viel Gehör bei der Regierung und beim Erbprinzen“, sagt Patrick Stahl. In Erbprinz Alois hat digital-liechtenstein.li einen Unterstützer, der in vielen Vorträgen betont hat, wie wichtig ihm die Digitalisierung des Landes sei. Er hält gemeinsam mit der Regierung das Patronat von digital-liechtenstein.li.

Sowohl die liechtensteinische Regierung als auch die Organisation digital-liechtenstein.li haben die Bedeutung einer hochstehenden digitalen Infrastruktur frühzeitig erkannt, um den digitalen Wandel am Wirtschaftsstandort voranzutreiben. Anfang des Jahres waren rund 15.600 Haushalte und Unternehmen bzw. fast drei Viertel aller Nutzungseinheiten in Liechtenstein an das Glasfasernetz angeschlossen. Ziel ist es, bis Ende 2022 eines der ersten Länder der Welt mit flächendeckendem Glasfasernetz zu sein. Zum Vergleich die Zahlen von Liechtensteins Nachbarstaaten: In der Schweiz ist bisher knapp ein Viertel aller Anschlüsse an das Glasfasernetz angeschlossen, in Deutschland 4,7 Prozent und in Österreich 3,3 Prozent, wie  digital-Liechtenstein in einem Fachbeitrag auf der Webseite erläutert.

Erfahrungsaustausch und Vernetzung

Liechtenstein ist ein starker Wirtschaftsstandort in einer innovativen Region wie dem Rheintal bzw. dem Bodenseeraum mit Hidden Champions wie dem Bautechnologiekonzern Hilti, dem Audio-Steckerhersteller Neutrik oder dem Heizungshersteller Hoval. Alle Firmen haben gemeinsam, dass sie den digitalen Wandel in Angriff nehmen müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. „Hier greift digital-liechtenstein.li ein und vernetzt die Mitglieder, um gemeinsam Erfahrungen auszutauschen und neue Initiativen in Gang zu setzen“, so Patrick Stahl. Ebenso wie bei cyberLAGO spielen die Themen Innovation, IT und Digitalisierung eine wichtige Rolle. Dabei will man gar nicht unbedingt in allen Bereichen mitmischen. „Wir müssen als Land nicht überall die schnellsten sein. Es geht um einfachere Prozesse und schnellere Wege und darum, die richtigen Nischen zu besetzen.“

Ein Beispiel: Liechtenstein hat Anfang 2020 eine staatliche elektronische Identifikationslösung (eID) lanciert, mit der sich natürliche Personen bei elektronischen Diensten sicher ausweisen und anmelden können. Nicht zuletzt dank des Einsatzes des Covid-Zertifikats haben sich mittlerweile mehr als 17.000 Personen für die eID angemeldet. Der Staat überlegt sich bereits weitere Anwendungen für die eID.

Blockchain-Gesetz in Liechtenstein ist das erste weltweit

Blockchain

Ein Beispiel für die Nischenbesetzung ist das Thema Blockchain. Hier hat Liechtenstein innerhalb eines Jahres als weltweit erstes Land ein Gesetz auf den Weg gebracht. Das Besondere daran ist, dass man sich an keinem anderen Land orientieren konnte, alle Regelungen mussten neu erarbeitet werden. „Wann läuft rechtlich etwas über eine Blockchain, wie sind die Zulassungsbedingungen, wenn es um Finanzdienstleistungen geht – das alles musste neu erarbeitet werden“, erklärt Patrick Stahl. Die Regierung sieht großes Potenzial in der Blockchain-Technologie, auch wenn konkrete Anwendungsfälle noch rar sind.

Sensibilisierung und Aufklärung zum Thema Cybersecurity

Ein weiteres wichtiges Feld für digital-liechtenstein.li ist Cybersecurity. „Dieses Thema ist für alle Firmen relevant und deshalb haben wir es zu einem Schwerpunktthema gemacht“, so Patrick Stahl. Seine Plattform hat eine Kampagne zur Sensibilisierung und Aufklärung von Cyberrisiken lanciert. Laut einer Umfrage im Auftrag von digital-liechtenstein.li sind bereits mehr als die Hälfte aller Unternehmen in Liechtenstein Opfer eines Cyberangriffs geworden. Auf Initiative von digital-liechtenstein.li hat die Liechtensteiner Regierung deshalb eine Stabsstelle für Cybersicherheit bewilligt, welche nun im Aufbau begriffen ist. Im Zuge dessen soll auch die Zusammenarbeit mit ausländischen Behörden verstärkt werden, insbesondere auch mit dem Schweizer Zentrum für Cybersicherheit NCSC.

Damit die Wege in Liechtenstein kurz bleiben, hat digital-liechtenstein.li das Projekt der Digital Leaders ins Leben gerufen. Dabei werden 50 Ansprechpartner – die wichtigsten Entscheidungs- und Wissensträger sowie Innovatoren am Digitalstandort Liechtenstein – festgelegt. Sie wurden erstmals in dem Magazin Digital Leaders Liechtenstein porträtiert und sichtbar gemacht. „Das ist sehr gut angekommen, hilft allen bei der Entscheidungsfindung und schafft vor allem ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl“, sagt Patrick Stahl. Im Frühjahr 2021 ist die zweite Ausgabe der Digital Leaders erschienen.

Digital Summit am 19. Oktober 2021

Ein Aushängeschild von digital-liechtenstein.li ist ein jährlicher Kongress. Am 19. Oktober 2021 findet der Digital Summit statt, der sich auf Themen des digitalen Wandels fokussiert. Die Veranstaltung findet in Vaduz statt und kann digital verfolgt werden über eine neu ins Leben gerufene Eventplattform mit Livestream und Interaktionsmöglichkeiten. Zu den Teilnehmern gehören hochkarätige Speakerinnen und Speaker wie der international bekannte Cybersicherheitsexperte Eugene Kaspersky, Microsoft-Schweiz-Chefin Catrin Hinkel, Zukunftsforscher Joel-Luc Cachelin und Liechtensteins Wirtschaftsministerin Sabine Monauni. Die Tagung wird umrahmt von sogenannten Breakout-Sessions zu aktuellen Themen wie Blockchain-Anwendungen, Cybersicherheit und Datenwirtschaft. Mehr Informationen zum Summit gibt es auf der Webseite www.digitalsummit.li.

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